In der Serie „0711er“ stellen wir euch Stuttgarter vor, die man unter Umständen kennt – und doch nicht so recht kennt. Leute, die unsere Stadt durch ihr Schaffen bereichern, aber oftmals doch im Hintergrund bleiben. Menschen wie du und ich, die ihren Teil dazu beitragen, dass Stuttgart das ist, was es ist: unsere Stadt, die Mutterstadt.
Wenn man Sofia Toufa mit einer schwäbischen Redewendung beschreiben müsste, wäre es wohl: „Heilig’s Blechle“. Die 34-Jährige ist Schauspielerin, Tänzerin, Sängerin, Choreografin, Songwriterin und Coach zugleich und kann nach nahezu 20 Jahren Bühnenerfahrung, x Welttourneen und unzähligen Casting-Marathons ein Lied vom Show-Business singen. Wir haben die Wahl-Californierin bei einem Besuch in der Heimat im Suessholz getroffen.
Ein Text von Alessandra mit Fotos von Jaydee.
Bereits im Alter von 13 Jahren trällert Sofia unentwegt in jedes Mikrophon, das sich ihr in den Weg stellt, gründet gemeinsam mit Schwester Anastasia eine eigene Band namens „danacee“, lässt sich von keinem geringeren als Smudo bei den Hausaufgaben helfen und tauscht schon bald Erdkunde-Unterricht gegen Videodreh zum Fischmob-All-Star-Track „Susanne zur Freiheit“.
Schon bald darauf tourt sie mit „danacee“ unter anderem als Vorgruppe für Usher und Destiny’s Child um den Globus. Zurück in Deutschland packt Sofia erneut das Fernweh: „Ich weiß noch genau, wie ich im Sans an der Stadtmitte saß und plötzlich diesen Flug für 400 Euro nach Los Angeles entdeckte.“ Sie setzt alles auf eine Karte und bucht: „Total naiv eigentlich, aber so ist man eben, wenn man noch jung ist.“
Dort angekommen investiert die damals 21-Jährige all ihr Erspartes in ein Künstler-Visum, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten arbeiten zu können. „Als ich dann mein Visum hatte, dachte ich erstmal ‘Cool, und jetzt? Jetzt bin ich eine von Hunderttausenden, die einen Job will, den alle anderen auch wollen.“
Trotz allem hält sie an ihrem Vorhaben fest, sucht sich eine Agentur und reiht sich in die Schlangen des Casting-Wahnsinns ein. Und das mit Erfolg: Ihren ersten großen Job ergattert unsere 0711erin für Avril Lavigne. „Avril hatte mich damals bei einem Konzert gesehen und kam anschließend auf mich zu und meinte ‚Du singst nicht nur, sondern tanzt auch noch. Du musst zu meinem Casting kommen!‘“
So führt eins zum anderen und ehe sich’s Sofia versieht, tourt sie zwei Jahre lang als Tänzerin, Choreographin und Background-Sängerin mit Avril um die Welt. Weiter geht’s mit Britney Spears, die wiederum abgelöst wird von Mötley Crüe. „Von der Popprinzessin zu den krassesten Rockstars – unterschiedlicher ging es kaum“, erinnert sich Sofia zurück und muss lachen.
Nach einem ersten Kulturschock findet sich die 34-Jährige aber auch im Rockstar-Business bestens zurecht. So gut sogar, dass die Allrounderin insgesamt vier Jahre lang als Choreographin, Tänzerin und Sängerin mit der Band unterwegs ist und auch privat acht Jahre lang an Schlagzeuger Tommy Lees Seite steht.
2007 lernt Sofia deadmau5 kennen und schreibt einige Songs mit ihm. „2010 hat er mich dann gefragt, ob ich eine Single für ihn schreiben könne – und zwar sofort“, erzählt die 34-Jährige. Ein Angebot, dass Tausendsassa Sofia natürlich nicht ablehnt: „Innerhalb von vier Stunden war das Ding geschrieben und aufgenommen.“ Ihr Song “Sofi Needs A Ladder” wird ein Riesenerfolg. Eine Nominierung reiht sich an die nächste: Sie tingelt von der Juno-Verleihung zur Vergabe der Grammy-Awards und schafft es mit ihrem Song sogar in „The Hangover 2“.
Zwei weitere Jahre gehen ins Land, in denen Sofia mit deadmau5 unterwegs ist. Bis sie sich der Liebe wegen entschließt, wieder mit Mötley Crüe zu touren. Ihr ganz persönliches Highlight: „Ich habe die allerletzte Tour mit Mötley Crüe in der Schleyerhalle gespielt. Das war einfach der absolute Wahnsinn – vor allem, weil meine Familie und Freunde da waren.“
Vor drei Jahren hängt die Halbgriechin das Tourleben dann endgültig an den Nagel. Zum ersten Mal seit langem hat die gebürtige Bietigheim-Bissingerin Zeit, um einen Moment innezuhalten, die letzten Jahre Revue passieren zu lassen und zu folgendem Schluss zu kommen: „Ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich gerne das weitergebe, was ich in all den Jahren an Erfahrung gesammelt habe. Das erfüllt mich jetzt. Ich möchte nicht mehr für andere Leute auf Tour gehen.“ 2015 tut sie genau das und steht den Teilnehmern der Pro7 TV-Serie „Die Band“ als Coach vor den Kulissen mit Rat und Tat zur Seite.
„Nach meiner Zeit als Coach habe ich dann beschlossen, mich wieder mehr der Schauspielerei zu widmen – und zwar Vollzeit“, erzählt Sofia. Unter anderem nimmt sie Schauspielunterricht bei James Franco und lernt sich selbst noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen: „Ich nehme mir seither mehr Zeit für mich und die Dinge, die mir wirklich wichtig sind“, so die 34-Jährige.
Das beweist Sofia auch mit ihrem neusten Projekt namens „ecxoe“. Inspiriert von der Schauspielerei erschafft sie eine Kunstfigur, die für sich stehen und nicht zwingend mit ihr als Person in Verbindung gebracht werden soll. Besonders spannend sei für sie die Entwicklung des eigenen Charakters der Figur gewesen, wie sie verrät. „Ich weiß noch nicht so genau, wer ecxoe ist – ich lerne sie gerade selbst erst kennen. Sie ist offensichtlich ein Teil von mir, aber sie ist nicht Sofia – Ich will einfach mal ein bisschen experimentieren und nicht schon von Anfang an wissen, wo es hingeht.“
Wir sind jedenfalls gespannt wie die Flitzebögen, wohin die Reise mit ecxoe geht und wünschen dir, liebe Sofia, weiterhin so viel Herzblut bei allem was du machst! Bleibt nur noch zu sagen ‘Thanks a bunch!’ für ein (oder auch zwei) Plauderstündchen und deine herrliche Bodenhaftung, trotz der steilen Karriere!
SOFIA @ INSTAGRAM
ECXOE @ INSTAGRAM
SOFIA AKA. SOFI @ HOME
VIDEO ZUR SINGLE “BEST FRIEND“
NAME … Sofia Toufa – ALTER … 34
HERKUNFT … Bietigheim- Bissingen – STADTTEIL … Stuttgart-Ost (vor Los Angeles)
WAS ICH SO MACH’ … Singen. Schauspielen, Tanzen, Schreiben…
MEIN LIEBLINGSORT IN STUTTGART IST … Der Weihnachtsmarkt
GLÜCKLICH MACHEN KANN MAN MICH MIT … Gutem Essen und Wein
MEIN PERFEKTES WOCHENENDE VERBRINGE ICH MIT … Lieblingsmenschen in der Sonne und/oder unter Wasser beim Tauchen
ICH KANN NICHT OHNE … Sport und Kaffee
DAS SOLLTE MAN GESEHEN HABEN … „Sleep No More“ Interaktives Theater in New York, Sonnenuntergang in Santorini und Elefanten in der Wildnis
DAS MACHE ICH, WENN KEINER ZUSCHAUT … Netflix and chill
ICH WÜRDE NIEMALS … Echten Pelz tragen
ICH LIEBE AN STUTTGART … dass alles überschaubar ist und man sich sicher fühlen kann
ICH HASSE AN STUTTGART … Die neuen Malls
WENN NICHT STUTTGART, DANN … LOS ANGELES
DAS HABE ICH IMMER IM GEPÄCK … iPhone, Kopfhörer und roten Lippenstift
WENN ICH MORGENS AUFSTEHE, MACH’ ICH DAS IMMER ZUERST … snuggle session mit meinem Hund – Bowie und KAFFEE!
SO KRIEGT MAN MICH RUM … Sarkastischem Humor, Authentizität, Leidenschaft…und mehr Wein
WENN ICH DIE FREIE WAHL HÄTTE, WÜRDE ICH HEUTE ABENDESSEN MIT … Meiner Familie
UND ZWAR WO? … Injeera, Stuttgart
WELCHEN STUTTGARTER WÜRDEST DU GERNE MAL KENNENLERNEN? … Friedrich Schiller
STUTTGART, ICH WOLLTE DIR SCHON IMMER EINMAL SAGEN … Sorg mal dafür, dass es überall Soja-Milch als Alternative gibt – es ist 2018