“Der Dancefloor gewinnt, immer” – und scheinbar auch überall: Bevor Johannes Albert sich für die Jungs vom Midnight Service im Freund & Kupferstecher an die Decks stellte, haben wir ihm beim nachmittäglichen Abstecher ins Holzapfel ebenfalls ein Set Drehteller zugeschoben. Serviert wird neben heißem Ingwersud eine nicht weniger heiße Portion Disko-Beats, Geschmacksrichtung irgendwo zwischen Techno und Italo. Verbrennungsgefahr!
Interview von Alessandra
Für alle Kulturbanausen da draußen, die dich noch nicht kennen: Wer bist du und was machst du so?
Ich bin Johannes, gebürtiger Lohrer (Landkreis Main-Spessart) und umgezogener Berliner mit Zwischenhalt in Würzburg. Diese Woche habe ich zum Beispiel von Dienstag bis Mittwoch 3 Remixe gemacht und am Wochenende 2 Gigs gespielt. Am Donnerstag habe ich Wäsche gewaschen.
Wie bist du zur Musik gekommen? Schon mit der Muttermilch aufgesogen oder doch eher ganz klassisch per Blockflöten-Unterricht im Kindergarten deine Liebe zu ihr entdeckt?
Da musst du meine Eltern fragen. Wobei die das wohl auch nicht mehr wissen. Wahrscheinlich irgendwo zwischen Klavierunterricht, HR3 Clubnight und dem Swing King Plattenladen.
Wann hast du angefangen Musik zu machen und wie hast du dich im Laufe der Zeit entwickelt?
Ich mache House Musik seit 1997. Da hat sich nicht so viel entwickelt. Leider. Ich bin aber dran. Gelobe Besserung. Die meisten haben ja immer eine Hip Hop Phase oder eine Grunge Phase oder so. Kenne mich da nicht so aus. Wahrscheinlich kommt das bei mir noch.
Im Grunde genommen habe ich jahrelang nur in bescheidenstem Hobby-Rahmen aufgelegt. Im Prinzip alle Unter-Sorten von House die es halt so gab über die Jahre. Von klassischem Garage-Vocal-House aus New York und Stuttgart (ich oute mich hier gerne als alter Tiefschwarz-Fan…. da gab es eine Peter Hoff Phase, for those who know), den ganzen Chicago Kram von DJ Sneak & co, ganz viel Trommel-Latin-House von Knee Deep über French House von Thomas Bangalter bis hin zu angejazzten Broken Beat Kram aus UK. Irgendwann kam die Disco Nummer dazu. Deepness war permanent ein Thema logischerweise, allerdings habe ich schon seit jeher eher ein Faible für große Hymnen als für vertrackte 12 Minuten-Stücke. Das heißt nicht, dass mir nicht auch mal ein Ricardo Stück gut reinläuft. Auch Pop a la Kompakt geht immer. Heute interessiert mich das ganze Spektrum.
Vor 10 Jahren dann „ernsthaft“ (sic!) mit dem Produzieren angefangen. Dazu kamen 3-4 eigene Labels und neue Projekte wie z.B. Moon mit Kumpel Iron Curtis. Das Fine Label welches ich mit dem Mainzer Tilman betreibe läuft gerade super. Am Ende den ganzen Kram zum Beruf gemacht. Resident in der Berliner Renate und beständig auf Tour. Heute macht mir Musik in jeglicher Form mehr Spaß als je zuvor. Am liebsten nach wie vor als DJ, jedoch auch immer mehr im Studio. Musikalisch zählt für mich jedenfalls am Ende des Tages der Dancefloor. Der gewinnt nämlich. Immer.
Wo liegen deine musikalischen Wurzeln?
Irgendwo zwischen den Masters at Work, Frankfurt am Main und DJ Bobo. Wurzeln hin oder her, wir haben ja 2018. Diese Woche habe ich mir zum Beispiel neue Musik von Wolfram, Javonntte und I:Cube gekauft. Müsst ihr haben. Hits!
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Stil. Uff. Stil ist immer eine Falle. Ich halte es da vorsichtig mit der Beschreibung: Dance Music. Wahrscheinlich habe ich einen leichten/seichten Hang zu positiver Party-Musik. Im Zweifelsfall immer für den Dancefloor wie schon besprochen. Ganz wichtig ist mir auch eine gewisse Abwechslung im Club. Manche stoßen die Leute vor den Kopf (Theo) ich halte es da eher mit dem Kosi-Ansatz (Trojaner). Ein Disco Stück von 1982 beißt sich nicht im Geringsten mit aktuellen Ilian Tape Platten. Solange man die Leute ordentlich von A nach B führt. Dafür gibt es dann den DJ. Oder Spotify. Zum Glück leben wir in grandiosen Zeiten, wenn es um das Thema Nachtleben vs. Musik geht. Man kann den Leuten ganz schön viel unterjubeln. War vorher schwieriger.
Zum 0711tape: Wie ist dein Set konzipiert – worauf hast du besonderen Wert gelegt?
Also vor allem auf meine Sitzhaltung. Der Stuhl hatte ja keine Lehne. Die Musik wurde dann angepasst. Aufrechte Tracks mit Rückgrat. Ich wollte natürlich den Umsatz im Café steigern und gleichzeitig 300 Jahre Dance-Music repräsentieren ohne dabei den Ingwertee fies zu verschütten und die Gäste zu vergraulen. Hat dann bedingt geklappt.
Uns hat Johannes sicher nicht vergrault! Wer mehr von ihm hören möchte, folgt besser direkt seinem Soundcloud Kanal, alle News und Veranstaltungen findet ihr auf seiner Facebook-Page.
Danke auch an die Jungs von Midnight Service, die Johannes erfolgreich ins Holzapfel bugsieren konnten! Das Trio sorgt seit einigen Monaten für frischen Wind in Stuttgarts Clubs. Wie das klingt, lässt sich auf ihrer Mixcloud Seite verfolgen.
Nicht zuletzt natürlich auch noch herzlichen Dank für Speis, Trank, Licht und Anlage ans Holzapfel. Der Ingwer brennt immer noch!