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Endlich ist es raus: Gemeinsam mit der amerikanischen Westcoast-Legende MC Eiht hat der Wiener Produzent Brenk Sinatra das Album ,Which Way Iz West’ veröffentlicht. Neben Branko taucht noch eine weitere Producer-Legende auf dem Album auf: DJ Premier.

Ein Interview von Marcel Schlegel mit Fotos von Christoph Hofbauer


Wie kommt es, dass ein Produzent aus Wien sich mit einer US-Legende wie MC Eiht zusammentut?

Brenk: Das ist eine lange Geschichte, die ihren Anfang noch zu MySpace-Zeiten hat. Damals hatte King Tee, ebenfalls ein bekannter Westcoastler, einen meiner Beats kommentiert. Daraufhin schickte ich ihm – noch per Post – eine CD in die USA, also eine echte Audio-CD. Später entdeckte ich, dass Eiht einen meiner Beats für einen Disstrack verwendete. Ich schrieb ihm, er meinte, dass ihm der Beat extrem gefallen würde. Fortan habe ich ihm immer mal wieder neue Sachen geschickt.

Und wie ging es dann weiter?

B: Wir haben ständig Demos recorded, bis heute sicher 60 Stück oder mehr. Vereinzelt sind diese schon auf  YouTube gelandet, die wir eigentlich für das jetzige Eiht-Album ,Which way iz West’ nehmen wollten.

Wer hat diese hochgeladen?

B: Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls konnten wir diese Sachen dann nicht mehr verwenden, was aber kein Problem war. Es gibt genug Material. Im Endeffekt haben wir fast 50 Dinger veröffentlicht – mit den drei Mixtapes und dem jetzigen Album.

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Wie entstand das Album, habt ihr euch getroffen?

B: Getroffen ja, aber nicht wegen einer Studiosession. Ich traf Eiht das erste Mal vor etlichen Jahren in der Schweiz, dann war ich vor drei Jahren selbst in Los Angeles und da haben wir ein bisschen zusammen abgehangen und Beats gepumpt. Ansonsten lief die Kommunikation über das Internet. Das funktioniert. Wir schreiben uns halt. Ich schreibe ihm teilweise öfters als meinen deutschen Homies, das ist schon ziemlich verrückt. Mit DJ Premier verhält es sich gleich. Wir halten uns gegenseitig up to date.

Du hast gerade angedeutet, dass die Albumproduktion eine langwierige Angelegenheit war. Wie viele Beats hat es gebraucht, bis es fertig war?

DAS INTERVIEW ZUM NACHHÖREN

B: Es waren bestimmt 150 bis heute. Vielleicht geht es sogar an die 200. Wieso das so lange gedauert hat, das weiß ich nicht. Wir haben ja nicht ständig dran gearbeitet. Irgendwann hat Preemo (ja, den schreibt man eigentlich so; d. Red.) die Sache forciert. Er meinte: ,Ich kann nicht zwölf oder 13 Dinger aus über 100 auswählen.’ Wir haben dann einfach aufgehört, Preemo Demos zu schicken (lacht).

Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis, mit der Auswahl, die letztlich auf dem Album gelandet ist?

B: Ich bin sehr zufrieden, auch weil das Projekt nun abgeschlossen und das Ding endlich raus ist. Warten kann anstrengend sein. Wenn ich die Vinyl noch in der Hand habe, die CDs bekomme und diese Merch-Shirts und alles, dann kann ich es komplett abschließen. Und dann können wir uns dem nächsten Album widmen, woran wir übrigens schon zu arbeiten begonnen haben.

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Worin lag der Unterschied zwischen diesem Release und deinen zahlreichen davor?

B: Amerikaner arbeiten einfach komplett anders als wir Europäer. Das ist nicht wertend gemeint: Es gibt Sachen, die sie effizienter machen und manch andere Dinge bekommen wir besser auf die Reihe – ohne jetzt ins Detail zu gehen. Es ist wie immer im Leben ein Geben und ein Nehmen und am Ende trifft man sich in der Mitte. Das ist cool so.

Und vom Klang her?

B: Ich denke, dass ich bei den Beats für das Eiht-Album schon diesen Westcoast-Vibe drin habe. Aber dennoch finde ich, dass ich nie so diese ganz krassen Westcoast-Beats gemacht habe, also ,West West’ mit Klavier und Claps und so weiter. Die Beats auf dem Album sind eine Mischung aus allem, was mich beeinflusst hat. Ich will mir in meiner Musik treu bleiben.

 

Ich erweitere meine Formel zwar immer, aber die Grundformel bleibt erhalten.

 

Würdest du die Zusammenarbeit mit Eiht und Preemo als das Highlight deiner Karriere bezeichnen?

B: Das ist schwer zu sagen, es gab so viele Highlights. Aber als eines davon sicherlich. Natürlich bin ich stolz. Ich bin mit der Musik von MC Eiht aufgewachsen, wir haben früher in meiner alten Wohnung gesessen, ständig Westcoast-Beats gepumpt und geträumt: ,Ja, irgendwann machen wir selbst solche Musik.’ Daher ist es schon sehr verrückt, dass ich nun ein Eiht-Album produzieren durfte.

Und Preemo?

B: Das ist genauso verrückt. In meinem Studio hängt ein altes Konzertfoto von Gangstarr von Ende der 90er, die komplette Foundation ist da drauf: Guru, Premier, Freddie Foxxx und so weiter. Für mich war das – zusammen mit meinem ersten Snoop-Dogg-Konzert – eines der besten Konzerte von der alten Garde, das ich erleben durfte. Wie unvorstellbar war es damals für mich als vielleicht 17-Jährigen, mal mit Preemo zu arbeiten. Nun tausche ich mich mit Premier aus, arbeite mit ihm – und bin dennoch Fan geblieben. Mir es es wichtig, dem anderen immer auf Augenhöhe zu begegnen, ich bin kein Arschkriecher. Wenn mir Leute aber das Gefühl geben, dass sie mich respektieren, dann ist natürlich noch mehr Liebe da.

Die Album-Ankündigung schlug beachtliche Welle. Von Dr. Dre, über Snoop Dogg, Pete Rock,  Q-Tip, The Game zu Kendrick Lamar und Nas, kurz: Alles, was im US-Hip-Hop-Geschäft Rang und Namen hat, pushte es mit Videonachrichten in den Sozialen Netzwerken …

B: Das Video war echt verrückt. Zunächst gab es ja witzigerweise dieses Video, in dem Snoop einen raucht und die erste Single pumpt – das war für mich als Snoop-Fan schon irre.

Über welchen Shoutout hast du dich am meisten gefreut?

B: Ja, mit Kendrick hatten wir ja schon Kontakt, Eiht vor allem. Daher wusste ich davon. Im Endeffekt habe ich mich einfach über alle gleich gefreut. Ice Cube ist natürlich auch der Hammer. Und auch, dass junge Leute wie J. Cole da mit gemacht haben – ebenfalls eine übertriebene Ehre.

Spürst du schon einen erhöhten Zulauf – auch von einer internationalen Community?

B: Ich merke das schon, seit die Platte raus ist. Man muss sich vorstellen: Am gleichen Tag hat Jay-Z seine Platte veröffentlicht. Ich dachte mir so: ,Okay, unsere LP interessiert sicher niemanden.’ Das Gegenteil war der Fall! Auch viele Amerikaner haben mir geschrieben, ich muss mir den ganzen Anfragenkatalog mal in Ruhe reinziehen. Nicht nur Rapper, auch solche, die mir sagten: ,Ab jetzt habe ich dich aufm Schirm!’

 

Kurz: Wir sind überflutet worden mit Liebe!

 

Woran liegt das, was glaubst du?

B: Die Leute haben eben gehofft, dass sich Eiht treu bleibt und dennoch frisch klingt – eben, dass die Platte so klingen wird wie sie nun klingt!

Wenn man sich das amerikanische Presse- und Medienecho anschaut, stellt man fest, dass oftmals nur Preemo und Eiht in den Schlagzeilen waren. Wie geht’s Dir dabei?

B: Richtig ist, dass ich nicht immer in der Headline auftauchte. Aber dazu muss man sagen, dass wir in Deutschland oder Österreich den Producer einfach auch mehr in den Vordergrund stellen als das vielleicht in den USA der Fall ist. Wichtig ist doch, dass man auf der Platte seine Credits erhält – nicht in Videos oder sonst wo. Und von Eiht und Premier habe ich auf jeden Fall Respekt und Wertschätzung erhalten: Eiht erwähnt mich auf jeder Nummer und Preemo stellt immer wieder klar, wenn Leute einen Beat feiern: ,Hey, der ist nicht von mir, den hat Brenk gemacht!’ Und natürlich kann Preemo nicht jedem zurückschreiben und so weiter. Alles cool.

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Was steht an, worauf dürfen wir uns freuen?

B: Nun freue ich mich erst einmal, dass die Platte mit Eiht raus ist. Aber es kann nicht der Anspruch sein, mich jetzt auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Wenn ein Projekt draußen ist, dann sitze ich längst schon an drei, vier anderen. Das ist bei mir immer so.

Und an welchen Projekten genau?

B: Ich arbeite an so vielen Sachen im Moment, mal vereinzelten Beats für Rapper, aber auch an ganzen Projekten. Meine erste Scheibe ,Gumbo’ wird nächstes Jahr zehn Jahre alt, deswegen will ich unbedingt die ,Gumbo 3′ nächstes Jahr rausballern – als Abschluss der Serie. Gerade hier war ich mir in den letzten Jahre oft selbst ein Hindernis, weil ich zu perfektionistisch mit der ,Gumbo’ bin. Und dann haben wir noch die Platte, die Dexter, Suff Daddy und ich vor ein paar Monaten in den Schweizer Bergen angefangen haben. Noch liegt das dritte Album der Betty Ford Boys auf Festplatten herum – noch. Diese LP haben wir auf jeden Fall auch fürs dritte Quartal angepeilt, um danach damit auf Tour zu gehen. Und: Die zweite Eiht-Platte soll schon nächstes Jahr kommen!

INTERVIEW: Brenk Sinatra

Marcel Schlegel
Author

Schreibt viel und immer mit zwei Fingern. Mal über dies, mal mehr über das. Stärke: die Kommasetzung. Punkt. Ein Werdegang in Linkform – hier: http://bit.ly/2ajtdCU

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