Klangkuenstler hat mit seinen jungen Jahren schon fast auf dem ganzen Globus gespielt. Auflegen allein war ihm schnell zu langweilig. Die logische Folge: er fing an, selbst zu produzieren. Seine neue “House Nation EP” erschien Anfang Mai. Ein Gespräch über House, Labels, München, Berlin und natürlich Stuttgart.
Ein Interview von Niko
Warum hast du angefangen, House-Musik zu produzieren?
KlangKuenstler: Ich war ehrlich gesagt einfach nur neugierig. Und Auflegen allein hat mich dann auch etwas gelangweilt nach ein paar Monaten. Also nicht, dass es keinen Spaß gemacht hätte – das tut es auch heute noch – allerdings ist es einfach schöner, auch seine eigene Musik aufzulegen und tiefer in der Materie zu kommen, was durch das Produzieren automatisch passiert. Und welche Art von Musik ich produziere, richtet sich einfach immer nur nach meiner Stimmung und danach, was mir gefällt. Das ändert sich natürlich auch des Öfteren.
Ist dir da die Klassifizierung wichtig, also zum Beispiel zwischen Deep und Tech-House? Wo würdest du dich selbst einordnen?
KlangKuenstler: Generell sollte man in der Musik nicht zu sehr in Schubladen denken, weil es einen nur einschränkt und auch immer schwerer wird, Tracks einzuordnen, weil die verschiedenen Stilmittel immer öfter vermischt werden. Andererseits kann eine Klassifizierung manchmal auch hilfreich sein, gerade wenn es um das Kaufen von Musik als DJ geht. Jeder DJ hat seine Genre-Vorlieben und der Markt ist überschwemmt mit Musik, das heißt ein gut geordneter Online Store oder Vinyl Store nimmt einem eine gewisse Vorauswahl ab. Das liegt natürlich trotzdem im Auge des Betrachters und jeder Shop hat seine eigene Auffassung.
Ich persönlich sehe mich bei House und Tech House, kann aber auch Mal passieren, dass ich einen Techno Track produziere, deswegen würde ich mich aber niemals als Techno Act bezeichnen. Letztendlich produziere ich einfach das, was mir Spaß macht.
Was macht mehr Spaß: Auflegen oder Produzieren?
KlangKuenstler: Schwer zu sagen, da es unterschiedliche Anforderungen stellt. Fest steht: In beidem kann man sich verlieren. Produzieren ist definitiv komplexer, das macht es zum einen sehr spannend, kann aber auch anstrengend sein. DJ-ing hat natürlich auch viele Aspekte, die ein Set komplex machen können – und es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, das DJ-ing auszureizen.
Du kommst ja aus dem Allgäu. Gibt es einen großen Unterschied zwischen München und Berlin?
KlangKuenstler: Generell würde ich sagen, Berlin ist weniger konservativ als Bayern oder speziell als das Allgäu. Trotzdem gibt es in München eine tolle Musikszene und ich freue mich jedes Mal dort zu sein. In München war ich auch das erste Mal in einem richtigen Techno Club und das hat mich definitiv geprägt.
Mit “Stil vor Talent” bist du auf einem der bekanntesten Labels des Landes gesignt. Erleichtert das die Arbeit?
KlangKuenstler: Das ist sicherlich hilfreich in einer gewissen Art und Weise, da Stil vor Talent ja Label-Showcases macht und sehr gut besuchte Festivals veranstaltet, auf denen ich auch spielen darf. Auf diesen Veranstaltungen sind natürlich immer Gäste, die einen vorher noch nicht kannten, und dadurch auf einen aufmerksam werden. Trotzdem kommt Erfolg nicht alleine davon, auf einem guten Label zu sein, man muss sich jeden Schritt nach vorne erarbeiten. Es gibt so viele Dinge, die heutzutage wichtig sind, um als Künstler Bestand zu haben, dass bei einem Label gesigned zu sein oder wichtige Leute zu kennen, nur ein sehr kleiner Bestandteil davon ist. Trotzdem hat es mich sicherlich in den letzten zwei Jahren ein ganzes Stück weiter gebracht bei Stil vor Talent zu sein, weil sie ihre Künstler immer supporten und einfach sehr professional arbeiten.
Was war der letzte Track, bei dem du gedacht hast: “Ok, den spiel ich nächsten Samstag im Club.”?
KlangKuenstler: Djoko – Broson.
Seit ein paar Jahren bist du ja auch international unterwegs, du legst rund um den Globus auf. Was ist für dich der beste Club der Welt?
KlangKuenstler: Ich glaube, auf diese Frage wird Dir kein DJ eine Antwort geben können, weil man einen 5000 Mann-Club in Brasilien nicht mit einem 300 Mann-Club in Berlin vergleichen kann. Für mich gibt es nur sehr gute Clubs und die mache ich daran aus, wie der Club aussieht, wo das DJ-Pult platziert ist, wie gut die Anlage auf den Raum abgestimmt ist, wer dort spielt und wie die Stimmung dort ist.
Du hast früher live gespielt. Warum legst du jetzt wieder als DJ auf?
KlangKuenstler: Die Musik, die ich heute produziere, ist live nicht mehr so wiederzugeben, wie ich mir ein Liveset vorstelle oder es umsetzen kann alleine. Beziehungsweise, wenn ich es live wiedergeben müsste, würde dabei extrem der Charakter des Tracks verloren gehen, was ich selbstverstädnlich nicht möchte. Vielleicht zieht es mich aber auch irgendwann wieder zu Livesets, ich brauche einfach ständig Abwechslung, in dem, was ich mache, also mal sehen, wie sich das entwickelt die nächsten Jahre.
Du hast schon öfters in Stuttgart aufgelegt. Was magst du an der Mutterstadt?
KlangKuenstler: Einer meiner ersten Gigs ausserhalb meiner Heimat war im Climax, ein Club, der einfach Geschichte hat, und es war wirklich eine grandiose Nacht, an die ich mich noch erinnern kann als wäre es gestern gewesen. Seitdem bin ich einfach sehr gerne in Stuttgart und die letzten Jahre im Romy S anzufinden.