Ihr kennt es ja bereits: In unserer Serie SchwarzWeißBunt geht es um Künstler, die mit ihrem Schaffen die Welt ein kleines bisschen verschönern. In dieser Ausgabe gibt’s ein Heimspiel: Es dreht sich nämlich alles um Jeroo, der den Kessel sein Zuhause nennt. Sein Faible? Zwischentöne! Inspiration holt sich der Künstler vorzugsweise von Mutter Natur.

Interview von Pascal


Erinnerst du dich noch daran, wie du zum Graffiti kamst?

J: Ich war jung, gerade mal zwölf Jahre alt und auf der Suche nach meiner Identität. Als ich dann Graffiti entdeckte mit all seinen Facetten, wie eben der enormen Schaffenskraft und Kreativität, Produktivität, Freiheit und auch Subversivität, war klar, dass ich hier etwas ganz Besonderes für mich entdeckt hatte!

Welche Medien sind bei dir meistens im Einsatz?

J: Egal, ob an der Wand oder auf kleineren Formaten, das wichtigste Medium ist und bleibt die Sprühdose. Ich versuche möglichst viel freihändig zu machen und benutze nur bei Leinwänden Akrylmarker und Klebeband zum Maskieren. Ich arbeite so gut wie immer ohne Projektor oder andere technische Hilfsmittel, damit der Schaffensprozeß nicht auf bloßes Nachmalen und Ausfüllen beschränkt ist.

In welcher Umgebung arbeitest du am liebsten?

J: Ich arbeite am liebsten in Ruhe – ohne Beobachter. Das Ambiente der Wand ist natürlich wichtig und ich genieße sonnige Sessions an abgelegenen Orten in der Natur, aber das Resultat soll natürlich auch gesehen werden. Deswegen sind stressigere Orte mit vielen Menschen oft vom Graffiti-Standpunkt lohnenswerter.

Deine Lieblingsfarbe?

J: Ich mag Zwischentöne. Veilchen passt als Mischung aus Warm und Kalt zu fast jeder anderen Farbe und auch cremige Grau- und Brauntöne lassen sich gut verbinden und leuchtende Farben erst so richtig wirken.

Was sind deine Inspirationsquellen?

J: Die Natur und einige wenige Künstler.

Welche Kunst sollte man gesehen haben?

J: Das ist höchst subjektiv. Ich persönlich stehe auf Künstler, die mich mit ihrem Können beeindrucken. – hinsichtlich Darstellung, Technik, Komposition, Linienführung, Farbwahl und so weiter. Da gibt und gab es echte Meister! Bei Konzeptkunst hingegen kann ich selten echte Skills erkennen und so hält sich auch mein Respekt und Wertschätzung dafür in Grenzen.

Kunst spielt sicht nicht alleine im Kopf ab. Es braucht eine würdige und gekonnte Darstellung, damit etwas zur Kunst wird.

Hier entscheidet sich, ob ein Künstler gut ist. Einige „Künstler“, die besonderen Wert auf ihre Message legen, hätten vielleicht eher Politiker, Philosophen, Comedians oder Journalisten werden sollen. Solche hohlen Gedankenkonstrukte als Kunst zu verkaufen finde ich immer wieder abstoßend und peinlich.

Was geht dir beim Arbeiten durch den Kopf ?

J: Nur das Bild – ich bin dann voll konzentriert. Und der nächste Move.

Deine Vorbilder?

J: Leute, die subjektiv besser sind als ich.

Wie gehst du mit Kritik um?

J: Kommt darauf an, von wem sie kommt, und ob ich sie nachvollziehen kann. Im Normalfall versuche ich Kritik auf freundliche Weise zu ignorieren.

Kunst oder Liebe, was geht vor?

J: Kunst ist Liebe. Kunst ist Leben. Kompromisse müssen sein, die Familie ist ebenso wichtig, aber es geht nicht ohne Kunst.

Was kommt als Nächstes?

J: Die großen persönlichen Umbrüche im Leben sind vorerst nicht zu erwarten. Ich hoffe, dass die Kunst weiterhin gut läuft und ich meiner Familie mit meiner Leidenschaft ein angenehmes Leben ermöglichen kann.

SchwarzWeißBunt: Boggie Gramb

Maren Wiesner
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